In der szenischen Aufführung mit den Tänzern Martina Consoli und Fabio Toraldo interpretiert Gerald Krammer Musik, die aus religiösen Empfindungen entstanden ist, als Gefühle universeller Natur – gemeinsam mit dem Orchester dolce vita, der Sopranistin Birgit Stöckler und dem Organisten Aleksey Vylegzhanin.
So dringt etwa Händels Orgelkonzert op. 7/5 immer wieder von Ergriffenheit in Ekstase vor, was nicht zuletzt Händels Virtuosität an der Orgel, der „Königin der Instrumente“, zu verdanken war. Gepaart mit seiner von Zeitgenossen als genial beschriebenen Fähigkeit zur Improvisation entstand aus den als Pausenmusik in seinen Oratorien konzipierten Konzerten ein eigenes Genre. Auch im heutigen Konzert sind die ad libitum-Teile auf der Orgel frei gestaltet. Die Schlusssätze Menuet und Gavotte bringen das Konzert zu einem tänzerischen Ausklang.
Haydn zeigt sich in seiner Sinfonie Nr. 44, komponiert um 1770/71 für den Fürsten Esterházy, von seiner „Sturm und Drang“-Seite, weitab vom gefälligen „Papa Haydn“-Klischee. Im 1. Satz bringen Generalpausen die Musik zum Stocken und werfen Fragen auf, die unbeantwortet im Raum stehen bleiben. Das Menuetto ist als Kanon komponiert: die streng intellektuelle Form ist dabei kein Widerspruch für das große Maß an Emotionen, das Haydn zum Ausdruck bringen wollte. Das Adagio des später als „Trauersinfonie“ bezeichneten Werkes erkor sich der Komponist für sein eigenes Begräbnis. Im Presto-Finale reizt Haydn die technischen Schwierigkeiten mit großen Intervallsprüngen, Tremoli, schroffen Akzenten und extremer Dynamik aus und schreibt Musik, die alles andere als gefällig-höfische Unterhaltung ist, vielmehr ein zutiefst innerliches Selbstbekenntnis: „Niemand konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden.“
In Mozarts „Exsultate, jubilate“, 1773 auf seiner letzten Italienreise für den Kastraten Rauzzini komponiert, finden sich schließlich Visionen einer besseren Welt: „Jauchzet, jubelt, oh ihr glücklichen Seelen…” Unter utopische Jubelklänge mischt sich im Rezitativ ein Mut-Zusprechen für die Überwindung von Trauer, Zweifel und Ungewissheit. Im marianischen Text steht die Muttergottes für die Stillung der negativen Leidenschaften und für Frieden. Dass dies keineswegs Euphorie und Lebensfreude ausschließt, beweist das berühmte abschließende Alleluja.